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Januar 2, 2025

Rauhnachts-Märchen Teil 13: „Funke – Erinnerung an Deinen Traum“

Die blassweiße Mondsichel am Sternenhimmel...

... hüllte den stillen Winterwald in ein sanftes, liebevolles Licht.

Kein Geräusch war zu hören und zwischen den ur-alten Eiben tanzten vereinzelte Schneeflocken. 

Die winter-weiße Schneelandschaft verschluckte jeden Klang der Nacht. Der ganze Wald befand sich in einem Zwischenstadium von Wirklichkeit und geistiger Welt. Die Tore waren weit offen und die Zeit stand in diesem Moment still. 

Die mütterliche Eibenfrau lächelte und wusste sehr wohl, was in dieser Nacht passieren würde, wenn der Ahne den Neuankömmling trifft. Sie hatte den uralten Lichtkönig empfangen und er war mit der weißen Gans durch ihren Stamm hindurch, hinüber gegangen in die Unterwelt. 

In jene Welt des Sterbens und des neu geboren Werdens.
In jene Welt, in der die große Mutter in ihrer uralten Weisheit lebt.
In jene Welt, in der das Schicksal aller Wesen gewebt wird und der Kreislauf des Lebens beginnt und endet.

Und genau das war der Weltenplan für diese Nacht.


Die große Mutter war in ihrer Höhle im Erdenbauch in erwartungsvoller Haltung...

... und blickte hinauf zum Wurzelwerk der alten Eibenfrau.

Das neugeborene Lichtbaby in ihren Armen schlief ganz still und selig an ihrer Brust, die Augen fest geschlossen. Doch heute begann die 13te Nacht und das bedeutete der kleine Lichtkönig träumte seinen 13ten und somit letzten Traum, bevor er seine leuchtenden Augen öffnen sollte.

Nur dass dieser Traum ganz anders werden würde, als alle anderen zuvor. In diesem Traum sollten sich Traum-Ich und Träumender begegnen, in dieser Zeit, in der sich die zwei verschiedenen Welten-Ebenen die Hand reichten.

Es raschelte im Erdenbauch. Die dunkelbraunen Augen der großen Mutter leuchteten. Sie wusste, dass er nun kommen würde. Das Wurzelwerk über ihr begann sich hin und er zu wiegen.

Etwas Erde bröckelte hinab und rieselte auf Mutter und Baby. Schließlich öffnete sich das Wurzelwerk über der großen Mutter und ihrem Kind und ein helles, gleißendes Licht strömte in den Erdenbauch hinein. Wie flüssiges Licht ströhmte die strahlende Energie in die Erdhöhle und erhellte für einen Momenten den gesamten Erdenschoß. 

Die große Mutter trug ein Lächeln auf ihren Lippen. Er ist Heim gekommen.


Im nächsten Moment legte sich das Licht etwas

... sodass man wieder Strukturen erkennen konnte, das Wurzelwerk schloss sich über ihnen und auf einmal saß er da.

Ein uralter, faltiger Greis mit einem güldenen Schein, weiß-leuchtenden Haaren und Augen so strahlend wie die Sonne, jedoch klein und schwach und in sich zusammengesunken, saß da vor der großen Mutter und dem neugeborenen Kind und schaute mit einer uralten Weisheit. 

Mein über alles geliebter Sohn“, sprach die große Mutter voller Freude. 

Da bist Du also Heim gekommen. Und was Du alles gesehen hast. Welche Freuden und welche Tränen Dir dieses reiche Leben geschenkt hat. Welche Geschenke Du an die Wesen dieser Welt gegeben hast.

Du bist wahrlich weise geworden. Das sehe ich Dir an Deinen leuchtenden Augen an.“

Der uralte Lichtkönig blickte durch seine Falten hindurch. Es war ein Moment der tiefsten Liebe und Verbundenheit. Er kannte diesen Ort. Es war so, als wäre er in seinen Träumen schon oft hier gewesen. 

Ich kenne Dich", erklang seine raunende Stimme. 
Du hast mich geboren. Es ist Ewigkeiten her.“

Ja so ist es“, sprach die große Mutter. 
Seit unendlichen Äonen von Jahren gebäre ich Dich, ein jedes Jahr aufs Neue. Und ich hüte Dich und liebe Dich und nähre Dich, durch Deine Träume hindurch, bis Du groß genug bist, um Deinen königlichen Lauf am Himmelszelt anzutreten. Ein jedes Jahr aufs Neue.

Ich bin die erste Mutter. Die Ur-Mutter allen Lebens. Selbst geboren aus dem tiefsten Schwarz der Nacht, entsteht aus mir das neue Licht. 

Die Menschenwelt kennt mich unter dem Namen Frau Holle. Ich bin die allererste, die älteste aller Hexen, die Ur-Hexe.

Ich symbolisiere Dein Lebensrad und Deinen Schlicksalslauf. Ich umschließe Dein Leben und Dein Sterben mit meinem Sein. Jedes Wesen kommt aus mir und geht zu mir zurück, wenn es für das Wesen an der Zeit ist und so auch nun für Dich mein geliebter Sohn.“


Frau Holle lächelte ihren Sohn den Lichtkönig sanft an

Der alte Greis spürte ihre warme, dunkle Liebe in seinem Herzen.

Frau Holle, große Mutter, aber was genau ist das hier? Du hältst das neue Lichtbaby in den Armen. Bin ich es nicht selbst, der dort in Deinen Armen liegt, schlafend, träumend? Und doch sitze ich hier als uralter Greis. Wie ist das möglich?“, fragte der Lichtkönig die Frau Holle.

Dies ist möglich, weil es in dieser Nacht keine Grenzen zwischen Traumwelt und Wirklichkeit gibt. Ja, Du bist das schlafende Baby hier in meinen Armen und gleichzeitig bist Du hier der uralte Greis, der sein gesamtes Leben bereits gelebt hat. Es ist egal, ob Du Dein Leben im Traum gelebt hast oder in der Wirklichkeit. Es gibt keinen Unterschied zwischen diesen Welten.

Das ist es auch, was die Menschen lernen dürfen. Ein jedes Wesen wird auf diese Erde geboren und gleichzeitig hat bereits sein gesamtes Leben gelebt. Das gesamte Potenzial eines jeden Wesens ist bereits vorhanden, ist bereits angelegt, mehr noch hat sich bereits verwirklicht. Die Zeit gibt sich im Moment der Geburt die Hand mit dem eigenen Sterben.“

Das bedeutet“, fragte der Lichtkönig. „Jedes Wesen, das geboren wird, hat eigentlich schon alle Träume, alle Erfolge, alle Lernerfahrungen, alle größtmöglichen Potenziale gelebt?“

Ja so ist es. Sie sind schon verwirklicht, im Moment der Geburt.“

Ja aber, warum leben dann die Menschen nicht ihr größtmögliches Potenzial? Warum glauben sie so oft nicht an sich?“

Das, mein lieber Sohn, ist die große Lernaufgabe des Lebens. In dem Moment, in dem sie ihre Augen öffnen, haben sie all das vergessen. Beziehungsweise sie glauben, es sei nur ein Traum und ihre Träume wären keine Wirklichkeit. 

Sie glauben doch tatsächlich, dass die Welt, die man anfassen kann, mehr Wert sei als die Welt, die man träumt und dass die Traumwelt nicht real sei. Es geht im gesamten Leben eines jeden Wesens nur um Eines, nämlich darum, dass sich jedes Lebewesen wieder erinnert. 

Erinnert daran, dass die Träume, die Du als Kind hattest, die Träume in der Nacht, fliegen zu können, Luftschlösser bauen zu können, das all das Wirklichkeit ist.

Das große Erinnern. Das ist der Sinn dieses Lebens und des Sterbens. Deshalb wandern wir immer wieder erneut im ewigen Kreis des Lebensrades. Aber es braucht eine ganz gewisse Zutat, damit sich ein jedes Lebewesen im Laufe seines Lebens erinnern kann.“

Der uralte Lichtkönig schaue auf. Er wusste in diesem Moment ganz genau was die große Mutter Frau Holle meinte und was es für ihn zu tun galt. 

Ja, große Mutter, ich weiß“, sprach er. „Ich bin nun der allererste Ahne dieses neuen Lichtbabys und gleichzeitig bin ich es selbst. Und so ist es nun an mir, ihm, mir selbst, den Funken der Erinnerung einzuhauchen, sodass er immerfort in seinem Leben das Sehnen spürt, sich selbst zu erkennen.“

So ist es, mein Sohn“, sprach die große Mutter. „Hinter Dir steht eine unendliche Reihe an Ahnen und Urahnen. All Deine Vorväter stehen bereits hinter Dir und warten, dass Du diesem neuen Lichtbaby hier, Deinen Geist einhauchst und dadurch den Geist all seiner Vorfahren, bis zu dem Tag, als die Sonne das allererste Mal aufging. Du weißt sehr wohl, wie Du es machst, nicht wahr?“ 


Der alte Greis wusste genau, was zu tun war

Er erhob sich und es war so, als würde das flüssige Licht auf das Lichtbaby hinabströmen.

Da bückte sich der alte Lichtahne zum Neugeborenen hinunter und begann in sein Ohr zu flüstern. Er flüsterte ihm das Märchens seines Lebens in sein Ohr, von der Geburt an, bis zum Sterben:

Vom Eibenwald und der Wolfsfrau, von der Bärin, die aus dem Winterschlaf erwachte, von der wilden Strochenfrau im hohen Baum und von dem lustigen Hoppelhasen und seiner großen Liebe Ostara.

Er flüstere ihm die Geschichte vom kleinen, stolzen Maikätzchen ins Ohr und erzählte von seinem Aufstieg auf den hohen Berg und seiner Begegnung mit der Biene. 

Er erzählte von seinem Fall und seinem Abstieg und seiner Begegnung mit den zwei lustigen Wildschweinen und der Frau im goldenen Kleid aus Heu. Der Lichtkönig erzählte von der Schlange im Feld, der Hirschkuh und der Dachsfrau.

Er berichtete vom alten Buchenwald und den Nebelschwaden und wie ihm die Nebelfrau begegnete und ihn wieder zurück zur mütterlichen Eibenfrau führte und er berichtete von seiner letzten Reise auf dem Rücken der weißen Gans. 

Als er fertig war und das Märchen seines Lebens in das kleine Ohr des Lichtbabys geflüstert hatte, begann der uralte Greis sich wieder in ein flüssiges Licht zu verwandeln.

Hell und strahlend floss die Lichtenergie direkt in das kleine Herz des neugeborenen Lichtbabys hinein. Und nicht nur der alte Lichtkönig, als erster Ahne, auch eine lange, leuchtende Reihe von allen vergangenen Lichtkönigen floss in Form des hellen, fließenden Lichts in das Herz des kleinen Babys hinein.

Es war ein warmer, steter Strom und das Lichtbaby in den Armen der großen Mutter atmete in langen, tiefen Atemzügen. Es begann seine kleinen Zehen und Fingerchen zu bewegen. Es war so, als würde der Lebensgeist in dieses kleine Wesen hineinströmen und seine Lebensenergie wecken.

Während der unaufhörlich scheinende Lichtfluss in das Herz des kleinen Kindes strömte, begann die große Mutter Frau Holle eine sanfte Melodie zu singen:

In dieser Nacht fühle Dich geborgen.
Der Ahne wacht. Bei Dir bis zum Morgen.
Schenkt Dir den Traum, auf dass das Alte weiche.
Führt Dich nach Haus. Hin zur alten Eibe.“


Als die große Mutter mit ihrer dunklen, sonoren Stimme den letzten Ton getönt hatte,

... war auch der letzte Tropfen des Lichtflusses in das Herz des Babys in ihren Armen geflossen.

Der Funke, des uralten Wissens über das Leben der eigenen Träume, sollte nun fortan auf ewig in diesem kleinen Wesen glühen. Die große Mutter wusste, das würde ihn antreiben und ihm helfen, sich an seine Träume und sein Potenzial zu erinnern. 

Das war der Moment, in dem das Lichtbaby in ihren Armen langsam die kleinen Äugelein öffnete. Eines nach dem Anderen, blinzelte das Lichtbaby in die neue Welt hinein und der leuchtende Glanz seiner Augen erhellte den Erdenbauch. Es war noch ein ganz feiner, sanfter Lichtstrahl und doch war schon deutlich spürbar, welch großartiges Leben diesem Wesen hier bevorstand. 

Die große Mutter schaute ihn an und begrüßte ihren Sohn mit einem warmen Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihr Herz war gefüllt von Liebe. Sie wusste das dieser Lichtkönig hier die Menschen erinnern würde. 

Er würde sie erinnern, an ihre eigenen Träume, daran dass sie ihr Potenzial leben können, dass sie genau dafür da sind die größte Version ihrer selbst auf diesem Planeten zu sein.

Sie wusste, die Menschen brauchten nur hinauf zum Sonnenlicht schauen oder das reflektierte Licht auf der Mondscheibe betrachten und sie könnten sich wieder erinnern und den leuchtenden Funken im eigenen Herzen spüren.

So betete die große Mutter für die Menschen, dass sie sich erinnern mögen, an ihre eigene Königlichkeit, an ihre eigenen wundervollen Gaben, damit sie die Welt erhellen mögen und zu einem wundervollen, traumhaften Ort machen würden.


Kleines Ritual zur dreizehnten Rauhnacht:

Entzünde nun insgesamt dreizehn Kerzen auf Deinem Lichterteller, Lichteraltar oder Tablet. 

Stelle Dir vor, dass dieses Licht auf Dein gesamtes Leben scheint, von Deiner Geburt bis zu Deinem Sterben. Schließe dabei die Augen und spüre, wie Dein Lebensweg erhellt wird.


Verbinde Dich beim Entzünden der Kerzen innerlich mit dem Funken in Dir und mit der Energie der großen Mutter Frau Holle.


Setze Dich an Deine Kerzen und meditiere über folgende Frage: 

Wie sieht die strahlendste Version von Dir selbst aus, an die Du Dich erinnern darfst?

Wenn Du wüsstest, dass jeder Deiner Träume, all Dein Potenzial, Deine größtmögliche Version von Dir selbst bereits jetzt existiert, wie würdest Du dann Dein Leben ab heute leben?


Schreibe Dir Deine Erkenntnisse auf.


Kleiner Tipp: Lese Dir in jedem Monat Deines neuen Jahres erneut die Zeilen der Rauhnacht, die zum jeweiligen Monat gehört durch. Verbinde Dich wieder mit der Energie der Hexen und mit Deinen Erkenntnissen. 

Bleibe dadurch ausgerichtet und innerlich verbunden mit Deiner Seelenmission für Deinen Lebensweg in diesem neuen Jahr.



Germaid Charlotte

Gründerin von New Women New Earth, Coach, Sängerin, Medicine Woman.

Germaid unterstützt Dich darin, Deine Beziehungen zu heilen, damit Du mit Freude und Kraft Deiner Weiblichkeit Ausdruck verleihen kannst.


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  • Danke liebe Germaid für dieses magische Rauhnacht-Märchen, deine tiefgründigen Fragen und die zauberhaften Wesen, Hexen und Tiere, die mich intensiv durch die Rauhnächte begleitet haben und das ganze Jahr 2025 weiter begleiten werden. Ich bin tief eingetaucht in diese heiligen Mutternächte, habe mich im Herzen berühren lassen, von meinem Innersten führen lassen und bin reich beschenkt worden.
    Die Eibenfrau hat mich heute gerufen. Im Eibenwald habe ich meine Rauhnächte ausklingen lassen und für mich ganz allein mein kleines, feines Feuer entzündet. Ich bin lange unter einer weit ausladenden Eibenfrau gestanden, beschützt, behütet und unsichtbar für die anderen Waldbesucher. Ich habe mich mit ihrer Weisheit, Liebe und ihrem friedvollen Sein verbunden und tief verwurzelt, gehalten und getragen von der Erdmutter. Danke, Danke, Danke.

  • Liebe Germaid,
    ein Herzensdank für dieses magisch-kraftvolle Märchen, das tief in mein Herz gefallen ist und dort weiterwirken wird mit seiner Botschaft des Friedens, Frieden mit mir und allen, die diese Botschaft weitertragen werden. Ich fühle mich reich beschenkt von Dir und Deiner Gabe. 2025 wird mich reich beschenken.❤️💫🌟

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