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Dezember 21, 2024

Rauhnachts-Märchen Teil 1: „Wolfsmond – Ein Licht in der dunkelsten Stunde“

Die blassweiße Mondsichel am Sternenhimmel...

... hüllte den stillen Winterwald in ein sanftes, liebevolles Licht. Kein Geräusch war zu hören und zwischen den ur-alten Eiben tanzten ganz zart vereinzelte Schneeflocken. Die weiße Schneelandschaft verschluckte jeden Klang der Nacht. Es war nahezu so, als wäre in dieser Nacht die Zeit für einen Moment stehen geblieben.

Genau in dieser stillen Stunde geschah ein kleines Wunder und keiner der schlafenden Waldbewohner hatte einen leisen Schimmer, dass dieser Moment, der Beginn von etwas großem Neuen war.

Eine Geburtsstunde, ein neuer Lichtblick inmitten der Dunkelheit.

Leise wehte der Nordwind durch die Nadeln der Eiben und ganz weit in der Ferne konnte man einen einsamen Wolf heulen hören, ganz so, als sei es eine Ankündigung, ein befreiender Aufschrei, der eine neue Zeit ankündigte.

Die älteste der Eibenfrauen in der Eibenfamilie wog sich im Wind. Seit vielen Jahrtausenden schon, sie hatte aufgehört, die Zeitalter zu zählen, bot sie den mütterlichen Schutz für das Wunder, welches in jedem Jahr um diese Zeit geboren wurde. 

Ihr Stamm hatte eine lange, breite Einkerbung, die bis in ihr Wurzelwerk hinunter reichte. Es wirkte fast so, als sei es ein Tor, ein Eingang in eine andere Welt. Für die Bewohner des Waldes unsichtbar, ein Eingang zur unteren Welt, dort wo die Große Mutter selbst wohnte.

Tief im dunklen Erdenbauch, umhüllt von schwarzer, gefrorener Wintererde lag die große Mutter in einer Art stillen, extatischen Trance und gebar in diesem Moment das neue Wunder, ein Kind, ein neues Leben. Zerknittert und faltig, wirkte das neue Baby noch ganz unscheinbar. Doch seit vielen Zeitaltern schon kannte man seinen Namen. 

Der kleine Hoffnungsträger war unter vielen Namen bekannt: Baldur, der Leuchtende, Fürst des Lichts, Sol, Sunna oder auch einfach der Lichtkönig genannt. 

Nur war dem kleinen Würmchen in den armen der großen Erdenmutter noch nicht im geringsten bekannt, welche Rolle er für die vielen Millionen Waldbewohner spielen würde, welche Abenteuer, welche Liebe, welche Freuden und Tränen und welches Schicksal ihm noch bevor stand.

Nein, das war in der heutigen stillen Stunde noch gar nicht wichtig. An der Brust seiner Mutter träumte der kleine Lichtkönig seinen ersten von 13. Träumen, bevor er seine leuchtenden Augen am Morgen nach der 13ten Nacht öffnen sollte. Bevor sein warmherziges Wesen die Welt erhellen und beglücken sollte. Aber davon wusste der schlafende Lichtkönig noch nichts.

Die Erdenmutter wiegte ihr Kind sanft hin und her. Mit liebend, lächelndem Blick ließ sie ihn träumen, wissend, wem ihr Neugeborener in seinem ersten Traum in dieser Nacht begegnen würde. Und erneut erklang von weit, weit her, wie durch einen Nebel das Jaulen eines einsamen Wolfes.


"Ja, was ist denn das?"

Der Lichtkönig lauschte gespannt und spitze die Ohren. Ein solch sonderbares Geräusch hatte er noch nie zuvor gehört. 

Um ihn herum war es ganz und gar dunkel. Doch das wusste er noch nicht, denn er hatte ja noch nie das Licht erblickt. Aber plötzlich veränderte sich etwas in dieser stillen Dunkelheit. Es war nicht mehr still und das erste Mal in seinem Leben, erfuhr der Lichtkönig, was ein Geräusch war.

Da war es schon wieder. Es kam immer näher. Erst leise und dumpf und schließlich lauter und klarer. Es raschelte in der Dunkelheit und auf einmal spürte der Lichtkönig etwas Flauschiges, Weiches unter seinen Händen. Das war verwirrend, denn er wusste gar nicht, dass er spüren konnte. Er hatte diese Sensation noch nie erlebt.

Und da, ganz und gar aus dem Nichts leuchteten zwei gelbe Augen aus der Dunkelheit direkt vor ihm auf. Die Dunkelheit wich ein bisschen, sodass der Lichtkönig die Gestalt erblicken konnte. Es war ein flauschiges, pelziges Wesen mit stolzem Blick, einer dunkelgrauen Schnauze und es hatte vier befellte Beine und einen Schwanz, der hintendran leicht hin und her wedelte. 

Was für ein interessanter Geselle.“, dachte sich der Lichtkönig, denn er kannte noch keine Furcht und nahm einfach wahr, was sich ihm offenbarte.


"Ich grüße Dich mein König."

... erklang es aus der Schnauze des Wesens.

Herzlich Willkommen im Leben und im Sein. Ich weiß, dass es für Dich noch ungewohnt ist. Dies alles, diese neue Welt. Ganz und gar neu, unbekannt, unwirklich. Seit vielen Äonen schon bin ich diejenige, die Dich, den neuen Jahreskönig, begrüßt und in Empfang nimmt und Dich die ersten Schritte lehrt. Du wirst sehen, bald werden sich die Nebelschleier lichten und Deine neue Welt, wird sich strahlend vor Dir ausbreiten.“

Der Lichtkönig war absolut fasziniert und staunte mit großen Augen. Er hatte noch nie zuvor in seinem Leben Sprache vernommen, aber in seinem Kopf machten die Klänge des Wesens absolut Sinn.

Damit Du auch weißt, mit wem Du es hier zu tun hast kleiner Lichtkönig, möche ich mich einmal vorstellen. Ich bin die Hexe Hartung und ich erscheine Dir in Form einer Wolfsfrau.

Warum das so ist? Ich repräsentiere den ersten Monat Deines noch so jungen Lebens. Das Neue ist bereits da, aber es hat noch keine Form angenommen. In dieser Zeit geht es allein darum, dass Du Deine Ohren spitzt und wahrnimmst, was sich um Dich herum formen will. Der erste Monat Hartung oder auch Januar genannt, ist genau dafür da.

Es geht noch nicht darum große Sprünge zu machen. Denn weißt Du, als Wolfsfrau habe ich bereits einen langen, harten Winter hinter mir. Ich streife durch die Lande auf der Suche nach Nahrung. Mein Magen knurrt und da kann ich selbst keine hohen Sprünge machen. Allein und hungrig bin ich in dieser Zeit. Genau wie Du, noch ganz allein mit Dir und Deinen Träumen, noch nicht ahnend, was auf Dich zukommen mag, aber auch hungrig zu erfahren, was dort draußen im Leben so auf Dich wartet.“

Ruhig und achtsam lauschte der Lichtkönig den Worten der Wolfsfrau mit dem Namen Hexe Hartung. Etwas in ihm wusste, dass dies hier der Startpunkt einer ganz neuen, spannenden Reise werden würde. Etwas in ihm wollte am liebsten losspringen und alles wissen und entdecken, was es in dieser Welt so gab. Er wollte sich Vorsätze vornehmen und große Pläne schmieden. Aber da erinnerte er sich an die Worte von Hexe Hartung, „es geht noch nicht darum große Sprünge zu machen“.

Als habe die Wolfsfrau seine Gedanken gelesen, sagte sie: „Gedulde Dich mein Kind. Du wirst noch früh genug erfahren, welche Lektionen Du lernen und welche Wege Du gehen sollst. Doch höre, jede neue Reise möchte gut vorbereitet werden. Laufe nicht einfach so los ins Ungewisse, wie ein Blatt im wirbelnden Winterwind. Jetzt ist die Zeit einfach nur zu sein und zu lauschen, Deinem inneren Sehnen, dem Ruf Deiner Seele, die sich entfalten will zuzuhören.

Nimm in diese ersten Nacht Deines Lebens folgende Fragen mit, um zu lernen zuzuhören.

Was macht Dich wirklich in der Tiefe aus?

Wofür stehst Du mit vollem Herzen und ganzer Seele?

Wer bist Du in Deiner Ur-Essenz?“


Mit diesen Worten wurden die zwei gelb-leuchtenden Augen der Wolfsfrau immer trüber und kleiner. Der Lichtkönig nahm wahr, wie sich die Hexe Hartung immer weiter von ihm entfernte und schließlich nicht mehr spürbar war.

Doch die Hexe hatte etwas hinterlassen. Ein trüb scheinender Kreis strahlte über ihm. Dieser leuchtende Kreis durchbrach die Dunkelheit und lies den Lichtkönig seine Umgebung wahrnehmen, schenkte ihm das erste Licht, um seine neue Welt zu entdecken, sich selbst zu entdecken.

Wie schön“, dachte der kleine Lichtkönig und freute sich über den Anblick dieser leuchtenden Schönheit. „Ich nennen Dich Mond. Oh, ich weiß. Ich nenne Dich Wolfsmond, ganz nach meiner ersten Lehrmeisterin.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen nahm der Lichtkönig die drei Fragen der Wolfsfrau Hexe Hartung mit in die Nacht und glitt hinüber in einen sanften, traumlosen Schlaf. 



Kleines Ritual zur ersten Rauhnacht:

Zünde Dir eine erste Kerze an und verbinde Dich innerlich mit der Wolfsfrau. Hartung ist der alt-germanische Name für Januar. Der Vollmond im Januar wird auch Wolfsmond genannt. Unsere Vorfahren benannten ihn nach den einsamen Wölfen, die hunrig durch den Winter streiften, auf der Suche nach Nahrung.

Setze Dich an Deine Kerze und meditiere über folgende Fragen: 

Was macht Dich wirklich in der Tiefe aus?

Wofür stehst Du mit vollem Herzen und ganzer Seele?

Wer bist Du in Deiner Ur-Essenz?

Welcher Hunger lebt in Dir?

Welche Essenz will unbedingt gelebt werden?


Schreibe Dir Deine Erkenntnisse auf.


Kleiner Tipp:Mache Dir ein Rauhnachts-Tagebuch und halte fest, welche Gedanken, Du Dir für den jeweiligen Monat gemacht hast. So kannst Du im Laufe des Jahres nochmal nachlesen und überprüfen, ob Du noch auf Deinem Weg bist, oder ob sich Deine Vision verändert oder erweitert hat.



Germaid Charlotte

Gründerin von New Women New Earth, Coach, Sängerin, Medicine Woman.

Germaid unterstützt Dich darin, Deine Beziehungen zu heilen, damit Du mit Freude und Kraft Deiner Weiblichkeit Ausdruck verleihen kannst.


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